Vom Hochwasser in den Container: Ein Besuch bei der Bookcompany

Wie geht es den von der Flutkatastrophe betroffenen Buchhandlungen? Sibylle Heyn, bei Libri für die Region zuständig, war bei der Buchhandlung in Swisttal-Heimerzheim und berichtet von ihrem Besuch.

13. Oktober 2021 Lesedauer 2 min 0

„Kommen Sie rein, hier drinnen ist es warm und trocken.“ Denis Becker steht am Eingang des Containers, in dem seine BookCompany eine neue vorübergehende Bleibe gefunden hat. Zwölf Container hat die Gemeinde Swisttal im Zentrum von Heimerzheim für die Geschäftsleute bereitgestellt, deren Läden vor drei Monaten vom Hochwasser vernichtet worden waren. Darunter sind eine Bäckerei, ein Blumengeschäft, ein Optiker, ein Uhrmacher, ein Bestattungsunternehmen und eine Schneiderei. Zwei Imbisszelte runden das Angebot ab, um die Einkäufer zum Verweilen einzuladen.

„Das Schönste war, endlich wieder einen Schreibtisch zu haben, an dem ich die Dinge ordentlich abarbeiten kann“, sagt der 33-Jährige, der erst seit eineinhalb Jahren im Buchhandel tätig ist und im November 2020 die BookCompany übernommen hatte. Viel könne ihn jetzt nicht mehr schrecken, meint der gelernte Bankkaufmann. „Erst kam Corona und dann das Hochwasser.“ Überstanden hat er beides, unterstützt von einem langjährigen Mitarbeiter, einer Mitarbeiterin und einigermaßen ausreichenden Versicherungen. Auch der Hauseigentümer hatte versicherungstechnisch gut vorgesorgt und der Wiederaufbau ist in vollem Gange.

1,50 Meter stand das Zentrum des Ortes im Rhein-Sieg-Kreis unter Wasser. Die Höhe des Wasserstands ist auf dem Foto gut zu erkennen, das Denis Becker gemacht hat, als das Wasser abgeflossen war und er den Laden wieder betreten konnte. Die Bücher im Abholfach und den Regalen über dem Pegelstand standen noch aufrecht, der Rest ein einziges Chaos. Einige dieser überlebenden Bücher sind jetzt im neubezogenen Container zu finden, reduziert für 10 € das Hardcover und 5 € das Taschenbuch – eine kaum wahrnehmbare Wellung des Buchblocks erinnert an unglaubliche Geschehen.

„Es läuft gut. Wir sind zufrieden“, beschreibt der Buchhändler den Betrieb im Containerdorf. Was jedoch fehle sei die Laufkundschaft. „Wir haben ja aus Platzmangel wenig anzubieten, was die Leute gleich mitnehmen können und wo sie sich inspirieren lassen können.“ Häufig hört er Sätze wie: „Wir unterstützen Sie auf jeden Fall.“ „Wir wollen, dass die Geschäfte hier im Ort bleiben.“ „Es ist so wichtig, dass es sie gibt.“ Das zu hören, tut ihm und den Kollegen immer wieder gut. Der Webshop werde viel frequentiert und seit es den Container gebe, auch wieder viel abgeholt. Zwei Kundinnen hätten sogar Freundinnen aus anderen Städten dazu veranlasst, ihre Bücher im Webshop der BookCompany einzukaufen und sich nach Hause schicken zu lassen.

Das Weihnachtsgeschäft werden die BookCompany und die anderen Geschäfte sicher noch im Container verbringen. Mit der Fertigstellung des alten Ladens rechnet Denis Becker im Frühjahr. Vielleicht schon im März. Die Sonne scheint, als ich wieder ins Auto steige und fast sieht es mit Blick in die Straße so aus, als liefe das Leben ganz normal. Nur wer genau hinschaut, sieht die hellen braunen Schlammstreifen an den Fenstern in 1,50 Meter Höhe und erkennt dahinter, dass die Geschäfte alle leer sind. Ich wünsche Ihnen, dass viele Kunden den Weg in ihre Containerbleiben finden.

Sibylle Heyn


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