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Erfolgreich Bücher verkaufen über den KulturPass

Bei unserem Campus.Dialog am 6. September 2023 hatten wir zwei KulturPass-Expertinnen zu Gast: Mit Anna Maria Rottmann und Claire Müller von der Stiftung Digitale Chancen haben wir über Best Practices und Perspektiven gesprochen.

14. September 2023 Lesedauer 7 min 0

„Erst einmal die Fakten klären“, findet Moderatorin Claudia Ordelmans. „Wie viele Jugendliche können sich am KulturPass beteiligen?“

„Alle Jugendlichen, die 2005 geboren sind“, stellt Anna Maria Rottmann klar. „Das sind rund 750.000.“  Wichtig außerdem: Der KulturPass läuft noch mindestens vier Monate und alle Jugendliche, die in dieser Zeit 18 werden, bekommen auch dann erst ihr Budget ausgezahlt. Sie können es also auch erst zukünftig ausgeben. Heißt für Buchhändler*innen: Da sind noch so einige Bestellungen zu erwarten und es lohnt sich immer noch als Anbieter einzusteigen.

Im Herbst klärt sich, wie es mit dem KulturPass weitergeht. Wird er verlängert oder bleibt es bei diesem einem Jahr? Stand heute müssen die Jugendlichen ihr Budget im Jahr 2023 einlösen. Aber wer weiß: In Frankreich gibt es den pass Culture bald 4 Jahre.

Und gleich noch eine Frage zu den kursierenden Zahlen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Registrierten Nutzer*innen und Identifizierten Nutzer*innen?

Registrierte Nutzer*innen sind diejenigen, die sich über Mail registrieren und die KulturPass-App herunterladen. Das kann theoretisch jede Buchhändler*in tun – zum Beispiel, um die Funktionen der App kennenzulernen. Identifizierte Nutzer sind diejenigen, die mit einem Ausweis registriert sind und Anspruch auf das Budget von 200 € haben – das sind die 18-Jährigen, erklärt Rottmann. Aktuell gibt es 355.000 Registrierte und 180.000 Identifizierte Nutzer*innen.

Keine Panik bei Stornierungen & Co

„Die Funktionen der App verstehen“ – das ist das Stichwort, um gleich tiefer in das Thema einzusteigen und weitere offene Fragen zu klären. Was passiert, wenn Buchhändler*innen Bestellungen ablehnen müssen. Beeinflusst das die Bewertung des Shops in der App? Wird dieser dann schlechter gerankt oder sogar gesperrt? Ein klares „Nein“ ist die Antwort von Anna Maria Rottmann auf diese Frage. Wichtig ist es, dass Buchhändler*innen, bevor sie eine Ablehnung vornehmen, immer Kontakt zu der Person hinter der Bestellung aufnehmen. Wichtig ist auch, dass dabei immer die eigenen Kontaktdaten angeben werden, falls die Besteller*innen Rückfragen haben. Denn, gut zu wissen: Auf die Nachrichten, die über den KulturPass verschickt werden, kann nicht direkt geantwortet werden.  Diese werden von einer noreply-Adresse verschickt. Aber zurück zur eigentlichen Frage. Wann kann das Stornieren  von Bestellungen negative Auswirkungen auf den Shop haben? Ganz einfach: wenn dies automatisch über den digitalen Marktplatz erfolgt  und das mehrmals geschieht. Gibt es keine Reaktion von Buchhändler*innen-Seite, werden Bestellungen automatisch nach fünf Tagen abgelehnt . Erfolgt das automatische Ablehnen  mehrmals, ist das ein klares Zeichen an die App: Dieser Shop ist inaktiv. Als Konsequenz wird nun auch der Shop automatisch deaktiviert.

Auch wenn Bestellungen nicht abgeholt werden, rät Claire Müller: „Melden Sie sich noch einmal bei den Besteller*innen.  Erst, wenn die Bestellung zehn Tage nicht abgeholt wurde, sollten Sie diese auch stornieren.“ Der Hintergrund – die Jugendlichen sehen bereits mit der Reservierung, dass der entsprechende Betrag vom Budget abgezogen wird und dieser steht dann erst einmal auch nicht mehr zur Verfügung, um andere Reservierungen zu tätigen. Die Reservierung ist „gefühlt“ so verbindlich wie ein Kauf. Auch eine Stornierung ist für die Jugendliche nur für kurze Zeit möglich. Wird die Stornierung vom Anbieter vorgenommen, wird der Betrag den Jugendlichen natürlich wieder gutgeschrieben.

Weiterentwicklung der KulturPass-App

Prio bei der Weiterentwicklung der KulturPass-App hat unter anderem das Geotargeting, daran wird mit Hochdruck gearbeitet. Fehler bei der Ortssuche treten allerdings vor allem bei Registrierten App-Nutzer*innen auf – bei Personen also, die diese zu Recherche- und Arbeitszwecken installiert haben – seltener bei Identifizierten Nutzer*innen. Wichtig, damit das Geotargeting klappt, ist zudem, dass in der App die eigene Postleitzahl angegeben wird und die Filteroptionen genutzt werden.

Von Teilnehmenden des Campus.Dialogs wird moniert, dass im VLB-Katalog, der mit der KulturPass-App verknüpft ist, Bücher angezeigt werden, die vergriffen oder nicht Bestandteil des KulturPass-Angebotes sind. Auch stimmten die Preise manchmal nicht.  Tatsächlich werden die Daten inzwischen einmal am Tag automatisch aktualisiert, sodass sich die Fehlerquote stark verringert hat. Wenn jemandem trotzdem etwas auffällt, kann er oder sie eine Mail an support@kulturpass.de schreiben.

Werben, werben, werben

Auch, wenn es bisher sehr gut läuft und das Buch der absolute KulturPass-Gewinner ist – noch nutzen nicht alle Jugendliche, die dazu berechtigt sind, das bereitgestellte Budget. Es geht also weiterhin darum, das Interesse bei den jungen Menschen zu wecken und aktiv für das Angebot zu werben.

„Gerne noch einmal einen Post bei Insta absetzen“, rät Moderatorin Claudia Ordelmans, „auch wenn das schon ein- zweimal Mal erfolgt ist. Immer noch einmal erinnern: Wir machen mit.“ Claire Müller ergänzt, dass auch ein Aufsteller auf dem Gehweg oder ein KulturPass-Schaufenster eine tolle Werbung für den KulturPass seien und weist noch einmal auf das Werbepaket hin, dass auf der Website des KulturPasses zum Download bereitstehe.

Soziale Unterschiede und das Gefälle zwischen Stadt und Land

Die Werbung wird übrigens mitnichten alleine den Buchhändler*innen und damit den Kulturanbietern überlassen. Auch die Stiftung Digitale Chancen rührt kräftig die Werbetrommel. Klar, junge Menschen sind online unterwegs, deshalb gibt es auch eine großangelegte digitale Werbekampagne, die direkt an Jugendliche adressiert ist. Es reicht schließlich nicht, dass Eltern und Großeltern den KulturPass für eine gute Sache halten, die Jugendlichen, die eigentliche Zielgruppe, aber nicht erreicht wird. Das hat die Stiftung Digitale Chancen im Blick, genauso wie das Gefälle zwischen Stadt und Land und die unterschiedlichen Hürden in unterschiedlichen sozialen Schichten. Sie arbeitet deshalb mit Schulen, Jugend- und Sozialverbänden zusammen und nimmt direkt Kontakt zu Städten und Gemeinden auf. Außerdem werden gezielt Kulturanbieter im ländlichen Raum akquiriert. Auf Festivals ist und war die Stiftung diesen Sommer ebenfalls präsent.

Aufschlauen lassen, Fragen stellen

Was einigen vielleicht noch unbekannt ist: Die Stiftung Digitale Chancen unterstützt Anbieter auch mit kostenlosen Webinaren rund um das KulturPass-Angebot.

Sind jetzt also noch Fragen offen, wie z.B.: Wie verläuft so ein Stornierungsvorgang eigentlich Schritt für Schritt? Dann gönnen Sie sich doch noch einmal etwas Input im Rahmen einer Online-Veranstaltung. Wir sind jedenfalls optimistisch, dass wir alle gemeinsam als KulturPass-Expert*innen in das Jahr 2024 starten und das Angebot der Bundesregierung in die nächste Runde geht.

Wir danken Anna Maria Rottmann und Claire Müller für den Einblick in die Arbeit der Stiftung Digitale Chancen und die hilfreichen Antworten und Ihnen, liebe Teilnehmer*innen, für die interessanten Fragen.

Das Wichtigste noch einmal zusammengefasst:

  • Lehnen Sie KulturPass-Bestellungen ab, hat das keinen negativen Einfluss auf Ihren Shop. Nur bei mehreren Ablehnungen, die automatisch von der App vorgenommen werden (weil Sie wiederholt nicht reagieren), droht Ihrem Shop eine Sperrung.
  • Mitmachen lohnt sich noch immer – mindestens bis Ende 2023 läuft der KulturPass. Die Jugendlichen, die ihren 18. Geburtstag 2023 erst vor sich haben, haben ihr Budget noch vollständig zur Verfügung.
  • Bücher, die eigentlich vergriffen sind, in der KulturPass-App entdeckt? Der Preis stimmt bei einem Titel nicht? Sagen Sie bei support@kulturpass.de Bescheid.
  • Ja, es hakt manchmal noch bei der Ortssuche in der App. Daran wird auf Hochtouren gearbeitet.
  • Gut zu wissen: Die Nachrichten in der KulturPass-App werden standardmäßig von einer noreply-Adresse verschickt. Nehmen Sie also Kontakt zu Besteller*innen in der KulturPass-App auf und geben Sie dabei bitte immer Ihre Kontaktdaten in der Nachricht an. Die Jugendlichen können sonst nicht einmal ein „Danke“ zurückschreiben😉.
  • KulturPass? Das bekommt doch keiner mit! Doch. Und Sie müssen dafür auch nicht alleine die Werbetrommel rühren. Es gibt u.a. eine großangelegte digitale Werbekampagne, die genau Ihre Zielgruppe erreicht.

Claire Müller

Projektreferentin KulturPass (Stiftung Digitale Chancen)

„Literatur, Theater, Konzerte, Ausstellungen, Kino… Für all dies schlägt mein Herz und ich glaube, man kann gar nicht früh genug damit anfangen, zu vermitteln, welch spannende Möglichkeiten unsere Kulturlandschaft bereithält. Neben meiner privaten Leidenschaft für die Künste habe ich auch Literaturwissenschaften studiert und war seither in verschiedenen Bereichen des Kultur- und Bildungssektors tätig. Als Projektreferentin beim KulturPass will ich mich dafür einsetzen, die Kulturbranche zu stärken, möglichst vielen jungen Menschen den Zugang zu dieser vielfältigen, bunten Welt zu erleichtern und ihre Begeisterung zu wecken für all das, was es dort zu entdecken gibt.“

Anna Maria Rottmann

Projektreferentin KulturPass (Stiftung Digitale Chancen)

„Die Themen Chancengleichheit, Digitalisierung und Kultur liegen mir, als Kulturwirtschaftlerin, besonders am Herzen. Aus diesem Grund freue ich mich, Teil des KulturPass-Teams zu sein. Am KulturPass motiviert mich besonders, Jugendlichen einen chancengleichen Zugang zu kulturellen Aktivitäten zu ermöglichen.“


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