Gehen wir gleich einmal in medias res: Mit BookLab gibt es ein neues tolles Format im Rahmen des Campus.Dialogs und diese Idee ist in Zusammenarbeit von der Genossenschaft Schweizer Buchzentrum und Libri entstanden. Was steckt hinter dem Format? Und was kann ich als Buchhändler*in erwarten, wenn ich daran teilnehme?
Pascale Ziltener Trapp: Erwarten darfst du viel Inspiration in kurzer Zeit. Das BookLab bringt in einem unkomplizierten Online-Austausch Büchermenschen zusammen, um über vorher festgelegte Themen zu reden. Bei unserem ersten Termin am 26. Juni geht es zum Beispiel um die Gewinnung von neuen Kundinnen und Kunden. Ich kenne keine Buchhandlung, die dieses Thema nicht umtreibt.
Zum ersten Mal können Buchhändler*innen aus Deutschland und aus der Schweiz gemeinsam aus der Praxis für die Praxis lernen, aber auch die eigene Expertise teilen und damit gleichzeitig Kolleg*innen unterstützen. Denn die meisten in der Buchhandels-Community sind der Meinung: Es kann nie genug tolle Buchhandlungen geben.
Was sind eure Rollen bei BookLab, wie begleitet ihr beide dieses Format?
Claudia Ordelmans: Pascale und ich verstehen uns als Möglichmacherinnen, denn im Fokus steht der Austausch unter den Teilnehmenden und das Lernen voneinander. Mit dem BookLab eröffnen wir einen Raum und sorgen für passende Rahmenbedingungen, sodass sich möglichst viele mit verschiedenen Ansätzen in kurzer Zeit zum Thema einbringen können. Wir werden uns also möglichst zurückhalten und moderativ eher begleiten. Doch sollten wir vom Pfad abkommen oder bevor wir uns ganz und gar verlaufen, werden wir alle wieder einsammeln.
Für alle, die euch noch nicht kennen: Mögt ihr einmal erzählen, was ihr sonst so macht, wenn ihr gerade kein BookLab moderiert?
Pascale Ziltener Trapp: Ich entwickle Dienstleistungen, die den Schweizer Buchhandel stärken. Dies mache ich im Auftrag der Genossenschaft Schweizer Buchzentrum, der größten Buchauslieferung der Schweiz, also eine Art Libri-Schwester. Wir gehören rund 220 Buchhandlungen und eines der Ziele unserer Genossenschaft ist es, das Buch an so vielen Orten wie möglich sichtbar zu machen. Deshalb gehören zu meinen Aufgaben die Unterstützung von Buchhandlungsgründungen, Hilfestellung bei der Suche nach Nachfolgelösungen plus die Leitung von Projekten, zum Beispiel zur Leseförderung.
Zur Unterstützung des Buchhandels bieten wir seit mehreren Jahren Best Practice Groups an, in denen Büchermenschen fünfmal im Jahr zusammenkommen und Themen gemeinsam bearbeiten, zum Beispiel Organisation und Führung, ran an die Kundschaft oder Umsatzchance Lesemotive.
Die breite positive Resonanz zeigt, dass der Best-Practice-Ansatz für alle Beteiligten sehr gewinnbringend ist, weil er komplett praxisorientiert ist. Das BookLab ist also eine Art Schwester dazu, nur kürzer, online und sogar länderübergreifend.
Claudia Ordelmans: Ich bin Teamleiterin im Libri-Vertrieb für den stationären Buchhandel und gemeinsam mit den Kundenberater*innen sind wir Ansprechpersonen für ca. 3.000 Buchhändler*innen. Da bekommen wir viel mit, insbesondere die Fragen, die allen unter den Nägeln brennen. In der Corona-Pandemie sind wir mit digitalen Formaten gestartet und seitdem gibt es den Campus.Dialog, unser Format für die Mittagspause. Dazu haben wir bisher Expert*innen und Buchhändler*innen zu einem Thema eingeladen mit der Möglichkeit, anschließend Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
Im Gespräch mit Pascale sind wir auf die Idee gekommen, den Campus.Dialog einmal so zu nutzen, dass der Input nicht von außen kommt, sondern dass er ganz und gar dem Austausch zwischen Buchhändler*innen vorbehalten ist. Das finde ich superspannend.
Vielversprechend finde ich auch den Ansatz, von- und miteinander zu lernen. Seit 2022 arbeiten wir mit Projektgruppen beim Libri.Campus live und es ist jedes Jahr großartig zu sehen, welche Ansätze gemeinsam entstehen und wie die Teilnehmenden das Engagement der Projektbuchhändler*innen feiern. Ein weiterer Grund, den Campus.Dialog mal anders auszuprobieren.
Doch zurück zur Frage: Wenn ich kein BookLab moderiere, gebe ich zusammen mit Klaus W.-Bramann unsere Online-Seminare für Gründer*innen. Wie das Schweizer Buchzentrum engagiert sich Libri für den Buchhandelsnachwuchs und es macht viel Spaß, angehende Inhaber*innen – egal ob Neugründung oder Übernahme – bei ihrem Traum von der eigenen Buchhandlung zu unterstützen.
Wie ist die Idee für eine gemeinsame Kooperation ganz konkret entstanden?
Pascale Ziltener Trapp: Seit rund drei Jahren stehe ich im Austausch mit Libri-Büchermenschen aus dem Vertrieb und Marketing und durfte sogar schon am Libri.Campus dabei sein (super!). Da wir uns erstens sehr gut verstehen und zweitens ähnliche Fragestellungen und Zielgruppen haben, drängte sich die Idee, länderübergreifend zusammenzuarbeiten, immer mehr auf.
Inspiration dabei war der Ansatz von „Working Out Loud“. Dessen Grundidee ist es, Wissen und Arbeitsfortschritt offen und sichtbar zu teilen, um so Austausch, Zusammenarbeit und Lernen in der Gemeinschaft zu fördern. Statt alleine Wissen zu bunkern, geht es darum, aktiv Beziehungen aufzubauen und voneinander zu profitieren.
Die länderübergreifende Schwarmintelligenz des Buchhandels zu nutzen, hat sofort alle Beteiligten begeistert. Und ich bin sicher: Auch die Buchhändlerinnen und Buchhändler werden viel Freude daran haben. Denn es gibt nichts Befriedigenderes als von anderen Profis zu lernen, Neues auszuprobieren und sich so weiterzuentwickeln.
Was wären eure Wünsche – welche Wirkung soll der BookLab haben? Welcher Impuls soll davon (bestenfalls) ausgehen?
Claudia Ordelmans: Eigentlich hat Pascale das schon gesagt: Es geht um den gegenseitigen Austausch, das Lernen voneinander, das Teilen von Ideen und Erfahrungen, das Erfahren eines Miteinanders – darum das Gefühl zu entwickeln, ich bin mit den Fragen, die mich gerade umtreiben, nicht allein.
Toll wäre es, wenn BookLab zu einer stärkeren Vernetzung über die eigentliche Veranstaltung hinaus beitragen würde. Dass sich Buchhändler*innen mit ähnlichen Fragestellungen und Ausgangssituationen finden und sich dann nach der Veranstaltung auch einfach trauen, nochmal durchzuklingeln oder eine Mail zu schreiben. Oder man sich dann eben wirklich in kleiner Runde zu so Mikro-BookLabs verabredet, weil man aus der gleichen Region kommt oder gerade an einem ähnlichen Punkt steht oder, oder, oder.
Und um Pascale noch einmal sehr frei zu zitieren: Uns eint ja alle der Wunsch nach einer bunten Buchhandelslandschaft mit vielen tollen Läden, mit vielen tollen Konzepten. Und mit dem BookLab laden wir eben zu einer Art gemeinsamen Ideenfeuerwerk ein: Denken wir doch mal gemeinsam laut darüber nach, was uns erfolgreich macht und lassen gemeinsam so richtig schön die Funken fliegen.